Ausgabe 02/2020

Bavaria C42

PURE Bavaria DNA

Mit der neuen C42 hat die Giebelstädter Werft Bavaria einen modernen Cruiser geschaffen, der durch Chines am Heck und einen auffälligen, V-förmigen Bug ungewöhnlich viel Platz unter Deck bietet. Die neue Yacht aus der C-Line zeigt, dass sich die Traditionswerft nach der Insolvenz im Herbst 2018 wieder auf ihren Markenkern besinnt: Yachten mit guten Segeleigenschaften, vielen Kabinen und einem attraktiven Preis

Was für ein Bug. Nicht fast senkrecht abfallend oder gar in wulstig-breiter Scow-Form gebaut wie die neuesten Modelle der Hochseerenner in der Class 40 und Imoca 60 Klasse, sondern geschnitten wie ein sehr breit gezogenes V. In der Frontansicht fast ein bisschen pummelig, aber durchaus charmant sieht der Neuzugang C42 von Bavaria Yachts aus. Und erweitert damit das ohnehin große Angebot von Yachten mit rund 12 Metern Länge um ein Modell, das vor allem mit einem Wort charakterisiert werden kann: Raumwunder.

Entwickelt wurde die ausgefallene Rumpfform der 12,38 Meter langen Yacht von Cossutti Yacht Design aus Italien, die dem Neubau nicht nur deutlich mehr Volumen fürs Vorschiff verpassten, sondern durch die markanten Chines im Heckbereich auch die beiden Achterkabinen merklich vergrößerten.

Was der V-Bug bewirkt, sieht man beim Blick in die großzügige Kabine, die im Bug entstanden ist. Keine spitz zulaufende, fast dreieckige Koje erwartet den Segler, sondern eine voll ausgestattete, großzügige Kabine mit Stehhöhe und einer kleinen separaten Nasszelle. Das Bett ist 1,80 Meter breit und 2,10 Meter lang – das sind echte Kingsize-Maße, mehr Platz hat man auch zu Hause nur selten. Die im Rumpf integrierten Fenster lassen viel natürliches Licht hinein und ermöglichen den Seglern den Luxus, aus dem Bett heraus direkt aufs Wasser zu gucken.

Bei der Entwicklung des Kabinen-Layouts können Kunden wie gewohnt zwischen einem Modell für eine klassische Eigneryacht mit zwei Kabinen und einem Badezimmer und einer Version mit drei Kabinen und zwei Nasszellen für den Einsatz des Schiffes als Charteryacht wählen. Wer mehr Stauraum benötigt, vor allem für mitgeführte Fahrräder, aufblasbare SUPs oder auch eine Tauchausrüstung, kann auch auf eine der beiden Achterkabinen verzichten und den zusätzlichen Raum als „utility room“ verwenden. Der Salon ist wenig überraschend, die Aufteilung von Pantry, Messetisch und Navigation bewährt-klassisch. An Steuerbord befindet sich ein U-förmiges Sofa, auf der gegenüberliegenden Seite eine weitere Bank zum entspannten Lümmeln. Wird der absenkbare Tisch ausgeklappt, erstreckt er sich über die gesamte Breite des Schiffes, so dass unter Deck acht Personen bequem zusammen essen können. In der großen, L-förmigen Pantry auf Backbord kann man gut auch zu zweit schnippeln, kochen (und den leidigen Abwasch machen), die Yacht ist serienmäßig mit einem dreiflammigen Herd ausgestattet. Auf der Backbordseite befindet sich auch die Navi-Ecke, die wie ein kleiner Arbeitsplatz aufgebaut ist. Als erfahrener Tourensegler möchte man sagen: So, wie es sich gehört. Mit einem vernünftigen Sitzplatz (dem Kopfende der Sitzbank), einer kleinen Arbeitsfläche, einer sinnvollen Anordnung der Navigationsinstrumente und Stauraum für Bootspapiere, Dokumente und Arbeitsunterlagen sowie Lademöglichkeiten für die vielen verschiedenen Tablets und Smartphones der Segler. Doch die beiden Kniffe der Konstrukteure – der V-förmige Bug und die Ecken im Heck – sollen nach Angaben der Werft nicht nur für mehr Lebensraum unter Deck sorgen, sondern auch der Performance der Yacht zu Gute kommen. Durch die Konstruktion und die damit verbundene längere Wasserlinie erhält das Schiff mehr Stabilität. Ein Leichtgewicht ist die Yacht nicht gerade, das Gesamtgewicht wird mit 9,6 Tonnen angegeben, wobei der Kiel 2.700 Kilogramm wiegt und so für ein hohes aufrichtendes Moment sorgt.

Bei der Entwicklung des Segelplans stand vor allem ein möglichst einfaches Bootshandling im Vordergrund. Auf der Kreuz erleichtert eine Selbstwendefock die Arbeit der Crew, auf Halbwindkursen und vor dem Wind sorgen ein Code Zero oder ein Gennaker für entspanntes, stressfreies Segeln. Von jedem der beiden Steuerstände aus hat man eine gute Sicht nach vorne und auf die Segel. Wer beim Steuern gerne sitzen möchte, hat die Möglichkeit zusätzliche Steuermannssitze zu ordern, die mit ihren Rückenpolstern auch im Hafen oder vor Anker liegend weitere Sitzgelegenheiten an Deck bieten und so den Lebensbereich im Cockpit weiter vergrößern. Aber auch ohne diese beiden zusätzlichen Polster ist das Cockpit der 42 Fuß-Yacht beeindruckend groß und bietet locker acht Personen Platz. Wem das doch ein wenig zu eng ist, der findet auf der Liegefläche vor dem Mast eine perfekte Chillout-Area, auf der man sich fast wie an Deck einer deutlich größeren Yacht fühlen kann. „Sundpad“ nennt man bei Bavaria Yachts diese Liegefläche an Deck. Einzig ein wenig verwirrend ist die Bezeichnung der neuen Yacht als C42. Nimmt man es ganz genau, fehlt der 12,38 Meter langen Yacht fast ein halber Meter, um eine  „echte“ 42er zu sein. Macht sich aber wohl einfach besser im Produktportfolio von Bavaria Yachts, wenn die grundsolide und dementsprechend erfolgreiche C-Reihe nach der C57, C50 und der C45 nun um eine 42er ergänzt werden konnte. Dass das neue Modell bei Seglern und Käufern gut ankommt, zeigt ein Blick in die Auftragsbücher der Werft: Die Werftkapazitäten sind bereits jetzt über die mögliche  Jahresproduktion dieses Schifftyps hinaus ausgebucht, bis Juli 2020 sollen die ersten 18 Schiffe ausgeliefert werden.