Ausgabe 04/2020

Bordentertainment

Kurzwelle oder Konzertsaal?

Vorbei ist die Zeit, in der man einen Kurzwellenempfänger auf seinem Boot hatte, um ein- bis zweimal täglich den Wetterbericht abzuhören. Heute gehört Entertainment auf (fast) jedes Boot. Aber was brauche ich wirklich? Was gibt es für Angebote, ist eine kleine Bluetooth Box ausreichend? Kann ein Boot eigentlich die Akustik der Elbphilharmonie erwecken?

SEGEL JOURNAL hat nachgefragt und sich mit Jörg Tapken, Geschäftsführer der Firma Waterloft GmbH, über Booms and Beats ausgetauscht.

Kann man entsprechende Vorschläge für ein Bord-Entertainment- System anhand der Bootsgröße machen, oder richtet sich alles nach
dem Kontostand?
Die Basis bildet immer der Anspruch des Eigners. Und da sind die Experten gefragt, aus den vielfältigen Angeboten die entsprechenden Komponenten der Bedürfnisse herauszufiltern. Und natürlich ist auch der Bootstyp entscheidend.
Aus dieser Kombination ergibt sich dann auch die Frage nach dem Kontostand. Grundsätzlich hinterfragen wir sehr genau, worauf es
dem Eigner ankommt. Dazu kommen auch Empfehlungen, was die Dämmung, die Kabelstärken oder die Einbausituation betrifft. Denn grundsätzlich gilt: Alles, was sich an Bord durch Wind, Wasser und Welle bewegt, kann schnell anfangen zu dröhnen.
Und damit „billig“ nicht schnell zur nervigen Enttäuschung wird, kommt es eben auch auf Kleinigkeiten an. Es macht zum Beispiel
wenig Sinn, dass in einem offenen Cockpit einfach zwei „normale“ Hoch- und Tieftöner Lautsprecher eingebaut werden. Wer einen „raumfüllenden“ Klang erleben möchte, der sollte zwei Hochtöner in Kombination mit einem Subwoofer einsetzen. Der Subwoofer
verteilt die tiefen Töne und bildet für das eigentliche Volumen die Basis. Dabei stört er nicht das Hörempfinden der höheren Töne, die deutlich klarer empfunden werden. Bei guten Geräten, die sorgfältig für den Schiffstyp und die Bedürfnisse des Eigner ausgewählt
wurden, arbeiten die beiden Hochtöner in Kombination mit dem Subwoofer auch bei ganz geringer Lautstärke so optimal zusammen,
dass keine übermächtiger Bass oder ein unterschwelliges Dröhnen zu hören ist.

Nehmen wir mal an, ich hätte ein durchschnittliches Segelboot von knapp ca. 12m Länge und möchte aber an Bord folgende Kriterien
erfüllt haben: Top-Empfang über Radio, Top-Sound, auch beim Segeln, und eine Steuerung der einzelnen Zonen, die meine Nachbarn
im Hafen nicht belästigt und zu guter Letzt muss ich alles noch über meinen Plotter steuern können. Was würden Sie empfehlen, wenn
ich dabei aber auch keinen Funkspruch verpassen möchte?

Auch wenn heute noch viele Eigner gute Geräte aus dem Automobil-Bereich einsetzen, gibt es mittlerweile für den maritimen Einsatz speziell gefertigte Systeme, die sich perfekt in die Bordelektronik integrieren lassen, z. B. der Audio MediaMaster der amerikanischen Firma JL.
Dieses Gerät hat vier integrierte 25Watt Verstärker. Es empfängt UKW und MW und bietet einen USB Anschluss sowie einen analogen AUX Eingang. Das Bedienteil ist zudem wasserdicht und hat ein übersichtliches 2.8 Zoll Vollfarb LCD Display. Mit einem zusätzlichen NMEA 2000 Netzwerk lässt sich das Gerät auch problemlos mit einem Plotter verbinden und auch von dort aus bedienen. Über das Netzwerk lässt sich ebenso das Funkgerät einbinden, dass ich am Navigations-Platz empfehlen wurde.
Den zusätzlich abgesetzten kabellosen Zweithörer würde ich dann am Steuerstand unterbringen. Wenn wir bei dem Beispiel der 12m Yacht bleiben, hätten wir unter Deck zwei der 25 Watt Verstärker – an Deck die übrigen beiden mit dem Zweithörer. Die Lautsprecher an und unter Deck ließen sich jeweils separat, entweder vom Plotter, oder vom Bedienteil des Audio MediaMaster aus, steuern. Über den Zweithörer wird zudem kein Funkgespräch verpasst, der Hörer hat auch noch direkten Zugriff auf alle Funk-Funktionen. So lassen sich auch im Notfall Notrufe absetzen, oder Gespräche führen.

JL Audio hat sich bei der Marine Lautsprecher Serie sehr speziell mit den Einflüssen des Resonanzkörpers „Boot“, aber auch dem von Salzwasser beschäftigt. Die hierfür spezielle entwickelte Membran ist deutlich unempfindlicher gegen die Anhaftung von Salzkristallen und mag es durchaus auch, wenn sie mal mit Frischwasser gespült wird. Auch sorgt diese spezielle Membran dafür, dass weniger Luftvolumen hinter dem Lautsprecher gebraucht wird. Dieses Volumen ist gerade für die tiefen Töne von entscheidender Bedeutung. Die Rahmen sind etwas kräftiger und breiter ausgebildet, damit eine schlüssigere Verschraubung, auch mit dünnwandigem Kunststoff möglich ist und ganz nebenbei, können die speziell ausgeformten Grills (Abdeckungen) auch mal einen kräftigeren Stoß ab.
Für den guten Empfang sorgt eine UKW-Antenne. Hier gilt, je höher die Antenne ist, desto besser und weiter sind die Sende- und Empfangsmöglichkeiten. Der passende Antennensplitter verbindet dann z. B. den MediaMaster mit dem Funkgerät, wenn wir bei diesem Beispiel bleiben.

Ist es möglich, mit einem vertretbaren Aufwand blue rays an Bord abzuspielen, die nicht nur den puren Klanggenuss, sondern auch die entsprechenden Bilder in guter Qualität liefern?

Auch hier kommt es wieder auf die individuellen Bedürfnisse an, denn auch im  Unterhaltungselektronikmarkt gibt es Angebote. Ich würde allerdings ein System des Herstellers Alphatronic empfehlen. Der Fernseher hat nicht nur ein gutes Bild, er hat einen integrierten DVD/Blue Ray Player, der sich über das ebenfalls vorhandene Bluetooth mit dem Audiosystem verbindet. Und auch hier gilt: Je höher die DVBT-Antenne angebracht ist, desto besser ist der Empfang von TV-Sendern. Das Gerät bietet zudem einen eingebauten Internet Browser.

Sind diese Lösungen alle autark, oder funktionieren sie nur im Hafen? Und wie kann ich an Bord
entspannt fernsehen?

Die Lösungen sind begrenzt autark. Denn: Die Erde ist keine Scheibe. Da sowohl UKW, als auch DVBT horizontal ausgestrahlt werden, wird die Reichweite durch die Erdkrümmung begrenzt. Abhilfe würde hier eine Sattelitenschüssel mit passendem Receiver schaffen. Diese Signale werden vertikal (also direkt vom Himmel) empfangen. Fernsehsender lassen sich an Bord inzwischen gut streamen, Voraussetzung ist hier wieder eine gute Netzabdeckung bzw. ein leistungsfähiges WLAN an Bord. Immer beliebter werden Streaming Dienste wie Spotify, wo jegliche Form der Unterhaltung über das Internet empfangen wird.

Kann ich das an Bord auch nutzen? Und wie behalte ich die Kosten bei der Datenübertragung im Griff?

Auch hier ist entscheidend, welche Empfangsmöglichkeiten ich an Bord habe. Eine kombinierte UKW/GSM Antenne erhöht die Reichweite. Das gilt dann auch für den WLAN Bereich – also auch für die vorhandenen Internetgeräte wie PC oder Tablett. Diese mobilen Empfangsteile werden einfach kabellos mit dem Audiosystem und/ oder dem TV-Gerät verbunden. Voraussetzung dafür ist, dass die verbauten Komponenten mit DVD/ Blue Ray bzw. einem Internet Browser zusammenarbeiten. Natürlich ist es auch möglich, an Bord einen eigenen WLANRouter einzusetzen. Wer einen weltweiten Empfang möchte, für den kommen Satelliten zum Einsatz. Dann sind auch weltweite Telefonate möglich. Wer im Ausland segelt, sollte sich eine SIM-Karte von einem lokalen Anbieter holen, um die Kosten für Datenübertragungen gering zu halten.

 

Waterloft GmbH